Wenn du deine eigene Kleidung nähst, dann kennst du sicherlich die Herausforderung: Welche Größe soll ich wählen? Die Konfektionsgrößen, die wir aus dem Handel kennen, sind oft nicht aussagekräftig genug, da jedes Label seine eigenen Maßtabellen nutzt. In diesem Beitrag erfährst du, wie du die richtige Größe für dein Nähprojekt findest und warum die Zahl auf dem Schnittmuster zweitrangig ist – Hauptsache, dein Kleidungsstück sitzt perfekt!
Warum Größenbezeichnungen nicht einheitlich sind
In der Bekleidungsindustrie gibt es keine feste Regelung für Größen. Ein Hersteller kann beispielsweise eine Größe 38 mit bestimmten Maßen definieren, während eine andere Marke für die gleiche Größe völlig andere Maße verwendet. Das bedeutet: Eine 38 ist nicht überall eine 38! Diese uneinheitliche Regelung führt dazu, dass du dich beim Nähen nicht allein auf die bekannte Kaufgröße verlassen kannst.
Beim Nähen ist es entscheidend, sich an den tatsächlichen Körpermaßen zu orientieren und nicht an einer allgemeinen Größenbezeichnung. Die Nummer auf dem Schnittmuster ist lediglich ein Anhaltspunkt, damit du die richtige Linie im Schnittmusterbogen findest.
Körpermaße nehmen – der Schlüssel zur perfekten Passform
Anstatt dich auf allgemeine Konfektionsgrößen zu verlassen, solltest du deine Körpermaße genau nehmen. Die wichtigsten Maße für Kleidungsstücke sind:
Brustumfang (an der stärksten Stelle der Brust messen)
Taillenumfang (die schmalste Stelle deiner Taille)
Hüftumfang (die breiteste Stelle der Hüfte)
Viele Schnittmuster enthalten Körpermaßtabellen und einige wenige auch Fertigmaßtabelle. Während die Körpermaßtabelle dir zeigt, für welche Maße die jeweilige Größe gedacht ist, gibt dir die Fertigmaßtabelle Hinweise darauf, wie weit oder eng das fertige Kleidungsstück sitzt. Beides hilft dir, eine informierte Entscheidung über die richtige Größe zu treffen.
Meine Schnittmuster bieten ein einzigartiges System mit drei Passformklassen – SkinnyWoman, ClassicWoman und MoreWoman – um die ideale Größe für verschiedene Körpertypen zu bestimmen. Du kannst mit Hilfe deiner Körbchengröße deine Passformklasse ermitteln und erhälst so eine Abnähergröße die perfekt auf deine Brust abgestimmt ist.
Warum eine größere Größe kein Problem ist
Viele Näher*innen möchten ungern eine größere Größe wählen, weil sie sich an die gewohnte Kaufgröße klammern. Doch beim Selbernähen geht es nicht um die Zahl auf dem Schnittmuster, sondern darum, dass das Kleidungsstück perfekt sitzt!
Ein gut sitzendes Kleidungsstück sieht immer vorteilhafter aus als eines, das zu eng oder zu weit ist. Beim Nähen hast du den Vorteil, dass du Anpassungen vornehmen kannst, um die Passform für deinen Körper zu optimieren.
Wichtige Tipps zur Auswahl der richtigen Größe
Vergleiche deine Maße mit der Maßtabelle des Schnittmusters. Verlasse dich nicht auf Standardgrößen, sondern schaue, welche Größe laut Maßtabelle am besten zu deinen Körpermaßen passt.
Achte auf Bequemlichkeitszugaben. Manche Schnittmuster sind eher figurbetont, während andere locker sitzen. Betrachte das immer, um einzuschätzen, ob das Kleidungsstück nach deinen Wünschen sitzt.
Nutze das PiexSu-Passform-System. Es hilft dir, anhand deiner Körbchengröße und deiner Maße die optimale Passformklasse zu wählen, sodass du kaum Anpassungen an den Schnittmustern vornehmen musst.
Nähe ein Probestück. Gerade bei neuen Schnittmustern kann ein Probestück aus günstigem Stoff helfen, um die Passform zu testen, bevor du deinen eigentlichen Stoff verwendest.
Wie sich Körpermaße in den letzten Jahren verändert haben
Jetzt folgt ein kleiner Exkurs und etwas Nähnerd-Wissen.
Die Körperproportionen der Menschen haben sich über die Jahrzehnte hinweg verändert. Laut der SizeGERMANY-Studie, die zwischen 2007 und 2008 durchgeführt wurde, sind Menschen heute im Durchschnitt größer und kräftiger als frühere Generationen.
Für Frauen haben sich folgende Veränderungen im Vergleich zu 1994 ergeben:
Körperhöhe: +1,0 cm
Brustumfang: +2,3 cm
Taillenumfang: +4,1 cm
Hüftumfang: +1,8 cm
Bei Männern im Vergleich zu 1980:
Körperhöhe: +3,2 cm
Brustumfang: +7,3 cm
Taillenumfang: +4,4 cm
Hüftumfang: +3,6 cm
Diese Veränderungen zeigen, warum ältere Maßtabellen heute oft nicht mehr zutreffen und es so wichtig ist, die eigenen Maße zu nehmen, anstatt sich auf Standardgrößen zu verlassen.
Auch sind die Veränderungen zu heute Vermutlich noch größer als es zum Zeitpunkt der Studie der Fall gewesen ist.
Fazit: Die Größe ist nur eine Zahl!
Beim Nähen geht es nicht darum, eine bestimmte Zahl auf dem Schnittmuster zu erreichen, sondern darum, Kleidung zu schaffen, die dir perfekt passt. Größen sind nur Hilfsmittel, um dich durch die Schnittmusterlinien zu navigieren.
Miss dich regelmäßig, orientiere dich an Maßtabellen und scheue dich nicht davor, Anpassungen vorzunehmen – denn das ist der große Vorteil des Selbernähens!
Für eine detaillierte Anleitung zur Größenwahl kannst du dir die PiexSu-Anleitung zur perfekten Größe ansehen:
Hast du Fragen dazu?
Schreibe sie mir in die Kommentare.
Liebe Grüße