Kennst du das Problem? Du möchtest ein neues Nähprojekt starten, aber deine Körpermaße liegen genau zwischen zwei Größen. Vielleicht entspricht dein Brustumfang einer Größe 38, deine Taille aber einer 40. Oder du hast kräftigere Oberschenkel, während deine Hüften in eine kleinere Größe passen würden. Keine Sorge! Ich zeige dir, wie du dein Schnittmuster perfekt an deine Figur anpassen kannst.
Deine Körpermaße richtig nehmen
Bevor du das Schnittmuster anpasst, ist es wichtig, dass du deine Maße korrekt ermittelst.
Messe dich bitte immer vor der Auswahl der Größe aus. Diese Maße sind im ersten Schritt für dich am wichtigsten:
Brustumfang: An der breitesten Stelle der Brust
Taillenumfang: An der schmalsten Stelle des Oberkörpers
Hüftumfang: An der breitesten Stelle des Gesäßes
Notiere dir diese Werte und vergleiche sie mit der Maßtabelle des Schnittmusters.
Achte darauf, dass du in bequemer Haltung misst, um realistische Werte zu erhalten. Ein zu enges oder zu loses Messen kann später zu Passformproblemen führen. Das Maßband sollte am Körper anliegen, aber dich auch nicht einengen.
Messe am Besten ohne zusätzliche Kleidung und in Unterwäsche.
Bei meinen Damenschnittmustern hast du zusätzlich die Möglichkeit eine Passformklasse auszuwählen.
Die Basis Passformklasse (ob, SkinnyWoman, ClassicMore, MoreWoman) richtet sich nach deiner Körbchengröße.
Die Größe wählst du dann nach deinem Umfang aus.
Wenn du dazu nochmal Informationen haben willst, schau gerne einmal hier vorbei:
Die richtige Grundgröße wählen
Sobald du deine Maße hast, schaue dir die Maßtabelle des Schnittmusters an. Jedes Schnittmuster hat eine eigene Maßtabelle, daher kann es sein, dass du bei verschiedenen Marken unterschiedliche Größen hast. Es gibt zwei Basiswerte, um die beste Ausgangsgröße zu wählen:
Bei Oberteilen: Wähle die Größe nach deinem Brustumfang und passe ggf. Taille und Hüfte an.
Bei Hosen und Röcken: Die Hüftweite ist entscheidend, da der Sitz an dieser Stelle besonders wichtig ist. Die Taille und Oberschenkel kannst du entsprechend anpassen.
Wenn du dich für eine Größe entschieden hast, solltest du prüfen, ob das Schnittmuster eine „Bequemlichkeitszugabe“ enthält. Das bedeutet, dass manche Schnittmuster sind weiter geschnitten als andere, daher kann es sein, dass eine engere oder weitere Passform entsteht.
Diese Informateion kannst du in der Regel den Fotos, der technischen Zeichnung oder auch der Anleitung eines Schnittmusters entnehmen.
Zwischen mehreren Größen anpassen
Wenn deine Maße nicht in eine einzige Größe passen, kannst du für einen besseren Sitz das Kleidungsstück in verschiedenen Größen nähen. Wähle als Basis für die Größe bei Oberteilen den Brustumfang und bei Hosen und Röcken den Hüftumfang.
So gehst du vor:
Zeichne die Seitennaht bei Oberteilen zur Taille und zur Hüfte neu, indem du die Größen nach deinen Maßen verbindest. Wenn deine Taille schmaler als deine Brust oder Hüfte ist, lasse die Linien sanft in die kleinere Größe übergehen. Falls deine Hüfte breiter als deine Brust ist, verändere die Seitenlinie entsprechend.
Bei Hosen und Röcken gilt das Gleiche: Verbinde die Seitennaht von der Hüfte zur Taille in deiner Größe. Falls deine Taille schmaler als die Hüfte ist, verjünge die Linie sanft zur gewünschten Größe hin. Falls deine Oberschenkel kräftiger sind als die Hüftgröße, passe auch dort die Linien an.
Das nennt man umgangssprachlich zwischen den Größen nähen und ist die einfachste Art ein Schnittmuster auf die eigenen Maße anzupassen.
Anpassungen an alle Schnittteilen vornehmen
Denk daran, dass alle Anpassungen an sämtlichen Schnittteilen vorgenommen werden müssen, die später zusammen genäht werden. Es reicht nicht aus, nur das Vorderteil anzupassen – das Rückenteil muss ebenfalls entsprechend geändert werden. Falls dein Schnittmuster Teilungsnähte enthält, solltest du darauf achten, dass alle betroffenen Teile angepasst werden, damit die Nähte später perfekt zusammen genäht werden können.
5. Zusätzliche Anpassungsmöglichkeiten
Manchmal reicht das einfache Anpassen der Seitennähte nicht aus, um die perfekte Passform zu erzielen. Hier sind einige zusätzliche Änderungen, die du vornehmen kannst:
FBA (Full Bust Adjustment) oder SBA (Small Bust Adjustment): Falls dein Brustumfang nicht zur Maßtabelle passt, kann es helfen, eine Anpassung an der Brust durchzuführen, damit der Stoff besser sitzt.
Diese Anpassung ist bei meinen Schnittmustern nicht notwendig, da durch die Passformklasse SkinnyWoman (kleinere Körbchengröße) und MoreWoman (größere Körbchengröße) bereits ein Abnäher für die jeweilige Brust enthalten ist.
Längenkorrekturen: Wenn du besonders groß oder klein bist, einen langen oder kurzen Oberkörper oder auch lange oder kurze Beine hast, kann es notwendig sein, das Schnittmuster in der Länge zu verändern, insbesondere bei Oberteilen oder Hosen.
Weitenanpassung an bestimmten Stellen: Falls du kräftigere Oberarme oder Oberschenkel hast, kannst du gezielt mehr Weite in diesen Bereichen hinzufügen.
Diese Anpassungen sind nicht schwer umzusetzen und können dein Nähergebnis erheblich verbessern.
Wenn du die mehr mit dem Thema “Schnittmuster anpassen” beschäftigen möchtest, dann habe ich hier noch mehr Blogbeiträge dazu:
Die Anpassung mit einem Probestück testen
Falls du unsicher bist, ob deine Änderungen funktionieren, nähe zuerst ein Probestück aus einem günstigen Stoff (z. B. Nesselstoff für Schnittmuster, die aus festen Stoffen genäht werden, oder ein altes Jersey-Bettlaken für Schnittmuster, die aus elastischen Stoffen genäht werden). Dies nennt man auch „Nesselprobe“. Dadurch kannst du überprüfen, ob deine Änderungen passen, bevor du den eigentlichen Stoff zuschneidest.
Probiere das Probestück an und überprüfe:
Liegt die Seitennaht an den richtigen Stellen?
Ist die Weite angenehm, oder musst du noch etwas anpassen?
Sind Arm- und Beinausschnitte bequem?
Passt die Länge?
Falls noch Korrekturen notwendig sind, kannst du sie direkt am Probestück markieren und anschließend ins Schnittmuster übernehmen.
Änderungen direkt ins Schnittmuster übernehmen
Nachdem dein Probestück passt, solltest du deine Änderungen direkt ins Schnittmuster übertragen. Verwende dazu ein neues Schnittmusterpapier oder Folie und übertrage deine angepassten Linien.
Vorteile dieser Methode:
Du hast eine maßgeschneiderte Vorlage für zukünftige Projekte.
Du musst nicht jedes Mal erneut Änderungen vornehmen.
Deine Kleidungsstücke sitzen von Anfang an besser.
Materialien für deine Anpassungen
Um dein Schnittmuster perfekt anzupassen, brauchst du das richtige Werkzeug. Hier sind einige hilfreiche Materialien, die dir das Arbeiten erleichtern:
Ein flexibles Maßband ist unerlässlich, um deine Körpermaße genau zu ermitteln: Maßband*
Eine große Papierrolle hilft dir dabei, Schnittmuster sauber abzuzeichnen und Änderungen vorzunehmen: Papierrolle*
Ein Kurvenlineal erleichtert das Zeichnen geschwungener Linien für perfekte Übergänge: Kurvenlineal*
Ein Schneiderlineal sorgt für ebenfalls für geschwungene Linien und exakte Anpassungen an deinem Schnittmuster: Schneiderlineal*
Ein Patchworklineal ist besonders hilfreich für gerade Linien: Patchworklineal*
Mit diesen Hilfsmitteln gelingt dir die Anpassung deines Schnittmusters noch präziser und einfacher!
Fazit
Zwischen mehreren Größen zu liegen, ist kein Hindernis, sondern eine tolle Möglichkeit, dein Kleidungsstück genau auf deine Figur anzupassen. Indem du deine Maße korrekt nimmst, die passende Grundgröße wählst und diese einfache Anpassungen vornimmst, kannst du dir perfekt sitzende Kleidung nähen.
Mit etwas Übung wirst du merken, dass individuelle Änderungen nicht nur die Passform verbessern, sondern dir auch helfen, deinen persönlichen Stil umzusetzen. Die Mühe lohnt sich – und am Ende wirst du ein Kleidungsstück fast wie maßgeschneidert haben, das dir besser passt als jedes gekaufte Stück!
Viel Spaß beim Nähen!
Liebe Grüße